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Hausaufgaben ohne Stress



Viele Eltern berichten, dass sie immer wieder Mühe haben ihr Kind zu den Hausaufgaben zu motivieren, dass die Kinder nicht selbstständig die Hausaufgaben machen, dass die Hausaufgaben oft zu Konflikten führen oder auch hohen Stress und grosse Sorgen auslösen.

In den nächsten Mitteilungsausgaben wollen wir uns deshalb dem Thema Hausaufgaben widmen und Ihnen Wege und Strategien aufzeigen, die den Umgang etwas erleichtern und den Stress minimieren. Das erste Thema, dem wir uns widmen ist: Motivation.

Wie kann ich mein Kind motivieren, die Hausaufgaben zu machen?

Kinder bringen eine angeborene Neugier mit, aber es gibt kein genetisches Programm, das uns antreibt, Rechnen, Lesen und Schreiben zu lernen. Unsere Erfahrungen und Begabungen sind ein wichtiger Teil unseres Antriebes. Aus der Psychologie weiss man, dass wir Menschen dazu neigen, nach Spannendem, nach positiven Beziehungen, nach Anerkennung und nach Autonomie zu streben und Situationen, die uns langweilen, die Konflikte auslösen oder das Gefühl von Hilflosigkeit wecken zu vermeiden. Das heisst, damit die Kinder motiviert sind, die Hausaufgaben zu machen, braucht es eine gute Beziehung, Anerkennung und die Möglichkeit nach Autonomie und Selbstwirksamkeit. Langeweile, Konflikte und das Gefühl der Hilfslosigkeit muss man vermeiden. Wie aber soll das gehen?

Die Diskussionen und Konflikte beginnen meist schon dann, wenn es darum geht, wann das Kind die Hausaufgaben machen soll. Als erstes, lassen Sie Ihr Kind mitentscheiden wann es die Hausaufgaben macht, damit fördern sie die Autonomie und eine positive Beziehung. Besprechen Sie mit ihrem Kind wann es die Hausaufgaben macht. Oft wünschen sich die Eltern, dass Hausaufgaben direkt nach der Schule erledigt werden. Stellen sie sich vor, sie kommen nach einem strengen Tag von der Arbeit nach Hause und werden von ihrem Partner mit der Steuererklärung in der Hand begrüsst und dem Wunsch, dass sie diese doch bitte gleich ausfüllen. Sie wären wahrscheinlich nicht so erfreut und würden sich erst eine Pause wünschen und je nachdem wie stark die Abneigung zur Steuererklärung ist, werden sie auch versuchen Gründe zu finden, wieso sie diese nicht heute ausfüllen. Ihrem Kind geht es auch so. Es empfiehlt sich daher mit dem Kind abzumachen wie viel Zeit es für eine Pause braucht nach der Schule und um welche Zeit es dann an die Hausaufgaben sitzt. Die Abmachung sollte verbindlich sein, man kann auch eine Abmachung schriftlich festhalten die sowohl die Eltern als auch das Kind unterschreibt. Oft hilft es auch, einen Wochenplan aufzustellen, damit das Kind einen Überblick hat was alles noch ansteht und was sie noch zu tun haben. Vergessen sie aber im Wochenplan nicht, auch die Pausen und die freie Zeit (Achtung nicht mit Freizeit/Hobbys zu verwechseln) sichtbar zu machen, das hilft ihnen und ihrem Kind zu sehen wie viel Erholung nebst der Schule und den Freizeitaktivitäten noch möglich ist und allenfalls Änderungen vorzunehmen, falls diese Zeit zu kurz kommt. Eine gesunde Work-Life-Balance ist auch für Schulkinder wichtig. Manche Kinder machen die Hausaufgaben gerne abends, andere wollen sie sofort erledigen, um nicht mehr daran denken zu müssen und es gibt auch Kinder, die die Hausaufgaben lieber morgens vor der Schule machen. Gemeinsam im Gespräch mit ihrem Kind, werden sie dies bestimmt herausfinden.

«Damit die Kinder motiviert sind die Hausaufgaben zu machen, braucht es eine gute Beziehung, Anerkennung und die Möglichkeit nach Autonomie und Selbstwirksamkeit».

Durch die gemeinsame Besprechung und Abmachung des Hausaufgaben-Zeitpunkts, haben wir einen ersten Grundstein gelegt. Ein weiterer Punkt ist die Förderung der Selbständigkeit. Versuchen sie ihr Kind zu mehr Selbständigkeit zu ermutigen, indem sie zum Beispiel statt selbstverständlich mit dem Kind die Aufgaben zu lösen, ihr Kind fragen: «Was meinst du, schaffst du diese Aufgabe alleine»? Bei unsicheren Kindern hilft es auch, sie dazu zu ermutigen, indem sie ihre Hilfe anbieten, aber erst in einem zweiten Schritt: «Komm, versuch es mal alleine und dann schauen wir gemeinsam, ob es geklappt hat». Loben sie ihr Kind auch für kleine Selbständigkeitsschritte «Schön, dass du das selbständig gemacht hast»! Am einfachsten fällt dies ihrem Kind und auch ihnen, wenn sie in der Nähe bleiben, aber einer eigenen Arbeit nachgehen. Nutzen sie die Zeit, um ihre Emails zu beantworten, Rechnungen zu zahlen oder andere Büroarbeiten zu erledigen. Grundsätzlich gilt aber beim Hausaufgaben machen: Weniger erklären, mehr Fragen stellen und das Kind zum Experten machen.

Wenn ihr Kind gar nicht gerne Hausaufgaben macht, dürfen sie dem Kind auch zugestehen, dass die Hausaufgaben keinen Spass machen «Ich weiss, dass dir das stinkt» aber überlassen sie die Verantwortung dem Kind «Warum du das Lernen musst? Das ist eine gute Frage, stell die doch morgen deinem Lehrer». Es ist auch in Ordnung, wenn ihr Kind über die Hausaufgaben motzen will. Lassen sie es zu, am besten in dem sie vor den Hausaufgaben eine Motzzeit einführen. Vielleicht motzen sie gemeinsam mit ihrem Kind über die anstehenden Hausaufgaben, über die Arbeiten die sie noch zu erledigen haben, lassen sie gemeinsam die Gefühle raus, aber setzen sie vorher einen Zeitrahmen fest. Ist die Zeit um, ist auch die Motzzeit um und beide gehen ihren Arbeiten, ohne weiteres Motzen, nach. Braucht es zwischendurch nochmals eine Motzzeit, bauen sie bewusst eine Arbeits- oder Hausaufgabenpause ein und motzen sie nochmals alles von der Seele.

Wichtig ist es auch, die Anstrengungsbereitschaft ihres Kindes anzuerkennen und dadurch zu fördern. Loben sie ihr Kind für seine Anstrengung und helfen sie ihrem Kind den Erfolg zu erkennen «Seit du mehr übst, bist du viel besser geworden!» oder «Schön, heute mussten wir nur kurz motzen, danach hast du dir richtig Mühe gegeben».

All dies braucht etwas Übung, aber sie werden sehen, mit der Zeit werden die Hausaufgabenkämpfe und der Hausaufgabenfrust immer weniger und die Stimmung dafür immer besser. Ihr Kind wird selbstständiger und motivierter die Hausaufgaben machen, dann haben auch sie mehr Zeit sich ihren Hausaufgaben zu widmen. Viel Erfolg!

Aufmerksamkeit ist eine Fähigkeit die uns hilft einzelne Reize aus der Umwelt zu filtern, uns bestimmten Sachen zuzuwenden und Ablenkung auszublenden. Konzentration ist nur ein Teilbereich der Aufmerksamkeit. Konzentriert ist man, wenn man seine Aufmerksamkeit über eine längere Zeitspanne auf eine Aufgabe lenkt und dabei Störungen rundherum ausblendet. Dies ist in unserer hektischen Welt gar nicht mehr so einfach, überall lauern Ablenkungen. Die Fähigkeit den Fokus bewusste zu lenken wird immer bedeutender. Doch wie macht man das?

Einerseits ist es möglich über verschiedene Spiele die Aufmerksamkeit und Konzentration zu fördern, so z.B. durch Memory oder auch Gruppenspiele wie «Ich packe in meinen Koffer…», wenn es aber darum geht bei den Hausaufgaben die Konzentration aufrecht zu halten, hilft es sich kleine Ziele zu setzen: z.B. in den nächsten 15 Minuten will ich 4 Aufgaben im Matheplan gelöst haben. Diese kleinen klar begrenzten Ziele, helfen sich zu motivieren aber auch den Überblick zu behalten. Im Wissen, dass man sich 15 Minuten konzentriert und danach eine kurze Pause einlegt, fällt es viel leichter den Fokus auch 15 Minuten auf die gewählten Aufgaben zu richten. Es braucht also eine klare Ansage an uns selbst. Wichtig ist dabei, dass man sinnvolle Ziele formuliert. Es ist zu beachten, dass die Konzentrationsspanne ca. 2x dem Alter entspricht. Es macht wenig Sinn, wenn ein 8-Jähriges Kind sich vornimmt 60min konzentriert zu arbeiten, denn das bringt seine Hirnleistung gar nicht hin. Die Ziele sollten also realistisch erreichbar sein. Wichtig ist auch dabei zu beachten, dass diese kleinen Ziele zum Gesamtziel beitragen. Wenn ich bis am Abend 10 Seiten im Klassenbuch lesen sollte um Textverständnisfragen zu beantworten, macht es wenig Sinn als kleines Ziel das Durchlesen von 2 Seiten in 5min zu definieren. Wichtiger wäre sich das kleine Ziel zu setzen «In den nächsten 10 Minuten habe ich die ersten 3 Seiten des Buches so gelesen, dass ich sie auch verstanden habe und fragen dazu beantworten kann». So motiviert man sich selbst genauer zu lesen, sich Zeit nehmen dafür und sich auch zu merken was man gelesen hat oder vielleicht sogar eine kurze Zeichnung oder Zusammenfassung dazu zu machen.

Am Ende aber, dürfen wir Erwachsenen nicht vergessen, dass wir Vorbilder sind und zwar auch wenn es darum geht Konzentrationsfähig zu sein. Kinder schauen vieles bei uns ab und wir haben die Tendenz in der Hektik des Alltags mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, z.B. kochen und nebenbei eine Nachricht am Handy einzutippen, beim Fernsehschauen noch gleichzeitig in den Onlinemedien zu scrollen usw. Multitasking fördert nicht die Konzentration. Achten sie sich doch mal, wie konzentriert sie ihre Aufgaben im Alltag machen und zwar jene Aufgaben bei denen uns unsere Kinder beobachten. «Eins nach dem andern» ist die Devise: beim Essen wird gegessen, beim Telefonieren wird telefoniert, beim Fernsehschauen fernsehgeschaut.


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